Rheingau Musik Festival

„Der Wein kost‘ kein Heller / Im himmlischen Keller“

Der Vers aus „Des Knaben Wunderhorn“ ist wie gemacht für das Rheingau Musik Festival, das seit 1987 Musikgenuss mit Lebensfreude und dem einen oder anderen Schoppen verbindet. Bis zum 31. August verwandelt dieses größte fast ausschließlich privat finanzierte Musikfestival in Europa die Region zwischen Frankfurt, Wiesbaden, Rüdesheim und Lorch in eine große Konzertbühne.

Aus diesem Wanderführer bekannte Spielorte sind

Tour 12 Rettershof

Tour 23 Kiedrich, Kloster Eberbach

Tour 25 Schloss Vollrads, Schloss Johannisberg, Schloss Hansenberg

Tour 26 Assmannshausen, Abtei St. Hildegard

Tour 28 Lorch

Website Rheingau Musik Festival.

Ein Wandertag im Rheingau auf Tour 25

4. Juni 2008 – Gestern bin ich aufgebrochen, um eine Lösung für das „Problem Hallgarter Zange“ zu finden, wie es sich bei Tour 25 stellt. Diese ist ja schon recht lang, so daß sich eine Abkürzung als Lösung anbot. Die Frage war nur, ob der Weg „funktionierte“, den ich mit der Lupe auf der 1:25.000-Karte gesucht hatte.

Es war ein herrlicher Wandertag. Unwetter wie in den Tagen zuvor hätten drohen können, aber die klimatische Situation entwickelte sich eher harmonisch und es war vor allem etwas kühler. Als wir den Wald über den Rebhängen erreichten, übernahm der Harzduft die Regie. Frisch aufgeschichtete Baustämme verstömten ihn und wir (meine Hunde und ich) trafen bald auf jenen zauberhaften Abschnitt, wo die Tour über einen „Miniatur-Rennsteig“ verläuft, einen Pfad auf dem Kamm des Gebirges, von dem der Wald beiderseits abfällt.

Vom Rheinhöhenweg dann galt es, jene Route abseits ausgetrampelter Pfade zu finden, die beim Kartenstudium so vielversprechend erschienen war. Der Abzweig vom markierten Weg mußte penibel beschrieben werden, denn hier war die Situation etwas unübersichtlich, doch dann marschierten wir auf einem wunderschönen Pfad am Rand eines tief eingeschnittenen Bachtals bergab, das im Kleinformat auch von Felsgruppen überragt wird, wie sie für den Taunus so typisch sind. Durch die Weinberge ging es wieder zum Ausgangspunkt zurück, natürlich nicht ohne Stärkung für den letzten Abschnitt der Wanderung in einem zünftigen Weinlokal.

Diese Routenkorrektur wird Eingang in die nächste Auflage finden. Für Nutzer der bisherigen Auflagen des Buches habe ich einen Workaround beschrieben, um schon jetzt die Hallgarter Zange auslassen zu können.

Tour 25 – Workaround, um Hallgarter Zange auszulassen

Wie schon gesagt, bringt es z. Zt. wegen der dauerhaften gastronomischen Misere wenig, die Hallgarter Zange anzusteuern.

Bei Tour 25 können Nutzer des Wanderführers folgende Abkürzung nehmen:

An der ersten großen Wegekreuzung hinter dem Grauen Stein folgen Sie dem rechts bergabführenden „roten Dreieck“ bis 500 m unterhalb der Waldzone. Dort kreuzt der Rieslingpfad, in den Sie nun nach rechts in die gegebene Wegbeschreibung einsteigen.

Die gastronomische Misere auf der Hallgarter Zange

Seit ca. 2003 besteht die Einkehrmöglichkeit auf der Hallgarter Zange nicht mehr (Tour 24, Tour 25). Alle Versuche, wieder einen fähigen Pächter zu finden, sind fehlgeschlagen. Es ist, als ob ein Fluch auf dem Ort liegen würde. Dabei handelt es sich um den prominentesten Gipfel des Rheingau-Taunus, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Landschaft zu Füßen hat. Zwar kann man den immer noch genießen, aber die Jause muß man selber mitgebracht haben. Es war immer ein schönes Erlebnis, allein oder mit einer Gruppe hier einzukehren.

Nachdem mir nun vor Ort versichert wurde, daß Abhilfe nicht in Sicht ist, habe ich für das Design zunächst von Tour 25 eine andere Lösung erkundet. Bei dieser Tour war ja die Dramaturgie ganz auf den Zielpunkt Hallgarter Zange ausgerichtet, jetzt wurden die Gewichte etwas anders gelegt.

Da Änderungen erst in die nächste Auflage Eingang finden können, hier ein Workaround, mit dessen Hilfe Nutzer des Buches schon jetzt die Hallgarter Zange auslassen können.

25 – Der Rheingau bei Schloß Johannisberg

Die Wälder, die die Weine schützen

Der bewaldete Taunuskamm ist gewissermaßen der "Pelzkragen", der die empfindlichen Rebstöcke des Rheingaus vor den Nordwinden schützt. Dort hinauf führt diese Wanderung, die zeigt, daß auch hier im Westen des Hauptkamms jene Quarzitklippen zu finden sind, wie man sie von den frankfurtnahen Taunushöhen kennt.

2 Einkehrmöglichkeiten unterwegs. Detaillierte Wegbeschreibung, Karte, Höhenprofil und Hintergrundinfos im Buch .

Foto: Stefan Etzel | Album der Tour

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Schloß Johannisberg

"Ein gutes Mittel gegen Ärger ist stets ein Glas Johannisberger!" Dieser volksmedizinale Ratschlag mag den sich wie andere gern ärgernden Heinrich Heine zu dem Ausspruch bewogen haben: "Mon dieu, wenn ich doch soviel Glauben in mir hätte, daß ich Berge versetzen könnte, der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe".

Der Ruf des Johannisberges als Olymp der Weinseligen ist ein uralter. Kaiser Karl höchstpersönlich soll das vinologische Potential dieser Südhanglage erkannt haben, als er von der Ingelheimer Pfalz über den Rhein schaute, um zu sehen wo der Schnee im Rheingau wohl zuerst schmölze – und dort dann Rebstöcke pflanzen ließ. Das war am heutigen Johannisberg, der diesen Namen freilich erst 300 Jahre später erhielt, als die Benediktiner auf ihm das erste Kloster im Rheingau errichteten und ihre Basilika 1130 Johannes dem Täufer weihten – ohne nun gleich Wasser statt Wein predigen zu wollen…

Richtigen Aufschwung zum "berühmtesten Weingut am Rhein" nahm der Johannisberg aber erst, nachdem die Fürstabtei Fulda 1716 das mittlerweile aufgelöste und verfallene Kloster "mit schweren Geldes Kösten" gekauft und statt des früher angebauten Spätburgunders konsequent auf Riesling umgestellt hatte, mit dem noch heute 80% der Rheingauer Rebfläche bestockt ist. Krönung war dann die Entdeckung der Spätlese, die den Johannisberg endgültig unsterblich machte.

Und Fürst Metternich, dessen Konterfei heute in jedem Supermarkt auf Rheingauer Sektflaschen prangt? Der hatte Johannisberg ob seiner "besonderen Verdienste um die Leitung des Wiener Kongresses 1814/15" vom österreichischen Kaiser geschenkt bekommen, dem in dem großen Gebietsschacher dieser vormalige Besitz des Klosters Fulda zugefallen war. Die "Verdienste" werden von den ehrfurchtsvollen Heimatforschern freilich aus gutem Grunde verschwiegen: Das "System Metternich" sicherte nämlich gegen den Volkswillen noch einmal auf Jahrzehnte die Fürstenherrschaft und bekämpfte jeden nationalen, liberalen oder gar revolutionären Ton mit polizeistaatlichen Mitteln. Eines der Opfer war übrigens der freche Heine, den Metternich beim Papst anschwärzte, woraufhin die Schriften des fidelen Rheinländers auf dem Index landeten – einige davon bis 1967…

23 – Wir schlängeln übern scharfen Stein

Von Kiedrich nach Kloster Eberbach

Von Kriegen und Feuersbrünsten verschont, präsentiert sich Kiedrich heute als "Schatzkästlein der Gotik" im Rheingau. Dort beginnt unsere Tour. Nach der Besichtigung des gotischen Kirchenbezirks mit der berühmten Kiedricher Madonna steigen wir hinauf zur Ruine der Burg Scharfenstein, von der wir durch stille Taunuswälder hinüber zu einer weiteren Perle des Rheingaus wandern: Kloster Eberbach, berühmt nicht nur ob seiner edlen Weine.

1 Einkehrmöglichkeit unterwegs. Detaillierte Wegbeschreibung, Karte, Höhenprofil und Hintergrundinfos im Buch .

Foto: Stefan Etzel

Kloster Eberbach

Wir betreten die Anlage durch das barocke Klosterportal, die letzte Baulichkeit (1774), die dem schon längst nicht mehr in allen Teilen zisterziensisch-schlichten Komplex vor der Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 angefügt wurde. Mit seinen eindrucksvollen Bauten aus dem 12. bis 14. Jahrhundert ist Eberbach gleichwohl eines der besterhaltenen Beispiele eines hochmittelalterlichen Reformklosters in Deutschland, weswegen es auch Kulisse des Films "Im Namen der Rose" (1986) war. Der Phantasie werden hier auf Schritt und Tritt Türen und Tore in die Vergangenheit geöffnet. Ein Rundgang vermittelt unvergessliche Eindrücke, als da u.a. sind:

– die Klosterkirche , aus deren figürlichen Grabmälern uns förmlich der Mensch des Mittelalters entgegentritt;

der Kreuzgang ,

– der Schlafsaal der Mönche , eine der ,,wirkungsvollsten mittelalterlichen Raumschöpfungen in Europa";

– das Laienrefektorium . In dem rund 800 Jahre alten Saal sind heute die historischen Kelterpressen aufgestellt (älteste 1668) und zeugen von der hier seit den Anfängen gepflegten Weinkultur.

Das Keltern-Museum macht die enorme wirtschaftliche Bedeutung des 1131 gegründeten Klosters deutlich, das spätestens um 1500 einer der größten Weinproduzenten seiner Zeit war! Der Edle Stoff wurde auf klostereigenen Schiffen rheinabwärts nach Köln transportiert, wo die tüchtigen Mönche eine Handelsniederlassung besaßen. Die üppige Lagerhaltung sollte auch eine politische Auswirkung haben, denn 1525 ,,ersoff buchstäblich der Bauernaufstand des Rheingaus" (Marx/Pardey) in dem riesigen Klosterfaß, dessen 40.000 Liter Inhalt den Freiheitsdurst der Bauern freilich noch nicht zu stillen vermochten: Weitere achtzig Fässer gewöhnlichen Kalibers (400 Liter) mußten noch dran glauben sowie ,,alles lebende und geräucherte Vieh und aller käs"‘, wie die Chronik berichtet, bevor wieder Stille in die altehrwürdigen Mauern einzog…

Foto: wiki.commons